75 Jahre FF Irmtraut
Die hier aufgegriffenen Texte entstammen den Festschriften zu den verschiedenen Feiern der Feuerwehr Irmtraut. Sie sind Inhaltlich so wiedergegeben wie sie agbedruckt wurden.
Der Schutz vor Brandgefahren ist von jeher eine wichtige Aufgabe der Gemeinden gewesen. Dabei waren Organisation und Gliederung einem lebhaften Wandel unterworfen. Die ersten Freiwilligen Feuerwehren sind vor etwa hundert Jahren geschaffen worden. Traten sie anfangs in der Rechtsform von Vereinen auf, führte das Preußische Feuerlöschgesetz vom 15. 12. 1933 erstmals zum Zusammenschluss Freiwilliger Wehren zu Körperschaften des öffentlichen Rechts (Feuerwehrverbände). Gleichzeitig aber wurde der bis dahin starke und fruchtbare Einfluss der Kommunalen Selbstverwaltung fast völlig verdrängt und durch einen Staatlichen Dirigismus ersetzt, der das Eigenleben der einzelnen Wehren einengte. Aufgrund des Reichsgesetzes für das Feuerlöschwesen vom 23. 11. 1938 wurden die Berufswehren Einheiten der Feuerlöschpolizei und die Freiwilligen Feuerwehren Hilfspolizeieinheiten.
Nach Kriegsende waren die Besatzungsmächte erfüllt von dem Gedanken einer weitestgehenden Dezentralisierung, bemüht, das Eigenleben der einzelnen Einheiten wiederherzustellen, was zunächst soweit ging, dass eine Koordinierung zwischen den einzelnen Wehren fast völlig fehlte; erst später ließen sie so genannte Koordinierungsdienststellen in den einzelnen Ländern zu.
Das Landesgesetz über das Brandschutzwesen vom 11. 5. 1949 führte zur völligen Loslösung der Feuerwehr von der Vollzugspolizei und erklärte die Feuerwehren zu gemeindlichen Einrichtungen. Die Gemeinden wurden für verpflichtet erklärt, eine den örtlichen Verhältnissen entsprechend ausgerüstete Feuerwehr aufzustellen und zu unterhalten; der Brandschutz war damit zu einer Pflichtaufgabe der gemeindlichen Selbstverwaltung geworden.
Seither haben die Gefahren sprunghaft zugenommen. So mussten im Jahre 1970 von den Feuerwehren in Rheinland-Pfalz mehr als dreimal so viel Brandeinsätze und mehr als zehnmal so viele sonstige, vornehmlich technische Hilfeleistungen als im Jahre 1950 durchgeführt bzw. erbracht werden. Dabei wuchsen insbesondere die Aufgaben an, die jetzt unter dem Begriff "Technische Hilfe" zusammengefasst sind. Die Feuerwehren waren zu einem Instrument umfassender Gefahrenabwehr geworden. Brandschutz und Technische Hilfe umfassen somit alle vorbeugenden und abwehrenden Maßnahmen zum Schutze von Menschen, Tieren und Sachen vor Brandgefahr und anderen Gefahren, die infolge von Not-oder Unglücksfällen drohen. Dies gilt sowohl für Hilfeleistungen bei Unglücksfällen des täglichen Lebens als auch für die Katastrophenhilfe.
Nach Abschluss der Übung begann die Aufstellung des Festzuges am Eingang des Dorfes, welcher sich gegen 14.00 Uhr in Bewegung setzte. Er wurde für unser Dorf ein einmaliges Erlebnis. Es war ein herrliches Bild, als die vielen Feuerwehrmänner unter den Klängen der Kapellen und Spielmannszüge in ihren leuchtenden Uniformen durch die mit Fahnen geschmückten Straßen marschierten. Im Festzelt gestalteten sie nach kurzer Begrüßung durch den Wehrführer Franz Jung den Nachmittag für die Wehren unseres Kreises zu einem wahren Walzerfest. Durstige Kehlen von Feuerwehrmännern ließen bald fast auf jedem Tisch ein Fass Bier erscheinen. Die Musikkapellen der geladenen Wehren unterhielten zwei Stunden lang das vollbesetzte Festzelt. Bis In die späten Nachtstunden wurde gelacht und getanzt. Somit kamen alle Anwesenden auf ihre Kosten. Der unerwartet starke Zustrom von Zuschauern beim Festzug und später im Festzelt brachte dem Verein einen großen finanziellen Erfolg.
Am Montagmorgen saß unsere Feuerwehr wiederum im Festzelt zum, traditionellen Frühschoppen vereint. Das von unseren beiden Jagdpächtern spendierte Fass Bier verhalf bald zu gemütlicher Stimmung und einige Schnapszulagen von Wehrkameraden ließen bei vielen das Mittagessen in Vergessenheit geraten. Den ganzen Nachmittag und Abend wurde noch gemütlich beisammen gesessen und manch einer ging nicht mehr allein nach Hause. Doch jeder schöne Tag geht einmal vorüber und so setzte der Kehraus dem gesellschaftlichen Treiben und dem Feuerwehrfest ein Ende.
Der Sonntagmorgen begann um 8.00 Uhr mit einem gemeinschaftlichen Kirchgang zum Festgottesdienst für die Gefallenen und Verstorbenen der Feuerwehr. Anschliessend fand um 10.00 Uhr eine Delegiertenversammlung aller Wehrführer und Bürgermeister des Oberwesterwaldkreises statt. Sie war so stark besucht, dass der Saal Quernheim die Teilnehmer nicht alle fassen konnte.
Im weiteren Verlauf des Sonntages, sah man unsere Wehr bei eifrigen Vorbereitungen für die für 13.00 Uhr geplante Übung. An dieser Übung beteiligten sich die Wehren Rennerod, Seck und Irmtraut. Als Brandherd wurde das Gemeindehaus angenommen. Die Wasserentnahme erfolgte am Bach unten im Dorf. Sorgfältiges Training an den einzelnen Geräten sorgte dafür, dass alles wie am Schnürchen klappte. Unsere Wehr gewann den ersten Platz bei dieser Übung und bewies somit, dass man mit ihr auch im Ernstfall rechnen kann. Viele Zuschauer beobachteten die Übungsgruppe unserer Schulkinder, die selbstverständlich genau wie die Großen in Uniform an ihrer Übung teilnahmen.
Nach herzlichen Worten unseres Kreisbrandmeisters Popp, der dem Fest einen guten Verlauf und der Sache der Feuerwehr eine nützliche Aufwärtsentwicklung wünschte, ergriff unser Schirmherr das Wort und schilderte in bewegten Worten seinen Herzenswunsch, mit den Bürgern von Irmtraut in engeren Kontakt zu kommen und bedankte sich für die hohe Ehre, die ihm durch die übernommene Schirmherrschaft zuteil wurde. Er überreichte der Feuerwehr einen herrlichen Pokal und spendierte zusammen mit seinem Teilhaber Günter Schuy, einem langjährigen Mitglied unserer Wehr, zur Gestaltung des montäglichen Frühschoppens ein sehr großes Fass Bier. Es wurde ihm lebhafter Beifall zuteil. Altkreisbrandmeister Lieder, der Mitbegründer der Wehr, welcher es sich trotz seines Alters nicht hatte nehmen lassen, zu unserem Fest zu kommen, wurde auf viele Zurufe hin ans Mikrofon gebeten, wo er in heiteren und bewegten Worten zu seinen 'alten und jungen Wehrkameraden sprach und versicherte, dass er stets gern nach Irmtraut gekommen sei, weil er hier den so oft fehlenden Geist der Gemeinschaft und Geselligkeit gefunden habe. Viele Nachbarwehren überreichten unserer Jubelwehr Geschenke als Zeichen nachbarlicher Verbundenheit. Sehr dankbar wurden die Darbietungen der Feuerwehrkapelle Meudt aufgenommen, die uns im Laufe des Abends mehrmals mit schönen musikalischen Vorträgen erfreute.
Der große Zapfenstreich, der als offizieller Abschluss des gut gelungenen Abends von der Feuerwehrkapelle Seck und dem Spielmannszug Westerburg vorgetragen wurde, ließ die Herzen aller Anwesenden höher schlagen und gab jedem das Bewusstsein, an einem wirklich einfallsreichen Kommers teilgenommen zu haben.
Nach herzlicher Begrüßung der Gäste durch den Wehrführer Franz Jung wurden verdiente Feuerwehrmänner geehrt. Es waren Franz Jung, Karl Hartmann und Albert Mack. Es war eine wirklich großartige Szene, als Kreisbrandinspekteur Popp die Ehrung auf der sehr geschmackvoll geschmückten Bühne vornahm. Herr Bürgermeister Franz Geis richtete ebenso herzliche wie mahnende Worte an die Bürger von Irmtraut, der Sache der Feuerwehr, die für jeden Einzelnen von größter Wichtigkeit sei, größere Beachtung zu schenken und an dem Fortbestehen mit der Vergrößerung der Wehr tätig mitzuarbeiten .
Der Männergesangverein Harmonie Irmtraut sowie der Männerchor Seck brachten in dem Programm einige Chorstücke zum Vortrag, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurden. Es muss hier angeführt werden, dass die Feuerwehrkapelle Seck ihr Bestes zur musikalischen Verschönerung des Festabends geleistet hat. Herr Landrat Lingens, der als Ehrengast gekommen war, unterstrich die Notwendigkeit der Freiwilligen Feuerwehr und gab der Hoffnung Ausdruck, dass der soziale und echte christliche Gedanke, der jeder Freiwilligen Feuerwehr innewohnen sollte, nämlich Nächstenliebe zu üben, sich weiterverbreiten möge, zum Wohle und zur Sicherheit eines Jeden.
Mittlerweile war der Festausschuss, besonders Wehrführer Franz Jung, sehr rührig und konnte zur Verschönerung des Festzuges 6 Mädchen aus unserem Ort gewinnen. Die Anregung an alle Einwohner, zur Ausschmückung des Dorfes beizutragen, wurde sehr freundlich aufgenommen und in die Tat umgesetzt. An allen Ortseingängen wurden durch die Wehr sehr schön mit Tannengrün und Girlanden geschmückte Pforten angebracht, die jedem Besucher auf einem großen Plakat ihren Willkommensgruß entgegenriefen.
Fast das ganze Dorf bat im Stillen den Wettergott, daß er uns trotz des regnerischen Sommers drei schöne Festtage bescheren möge. Gott hatte die Einsicht und es wurde tatsächlich eines der schönsten Feste unserer Gemeinde und für die Feuerwehr ein voller Erfolg. Herr Jagdpächter Krekel, ein gebürtiger Gemündener, übernahm auf unsere Bitte hin die Schirmherrschaft des Festes und so begann der erste Tag mit einem großen Kommers, an den sich viele Bürger noch lange zurückerinnern werden. Als Auftakt wurde ein von Werner Müller verfasster sinnreicher Festprolog durch Frl. Thea Wenken zum Vortrag gebracht. Das Publikum zollte der Darbietung wegen ihres tiefen und mahnenden Sinnes dankbaren Beifall.
Durch Beschluss des Gemeinderates wurde Schmiedemeister Franz Jung zum Wehrleiter ernannt. Unter Leitung desselben wurde die Versammlung angeordnet. Um 20.00 Uhr eröffnete der Wehrleiter in der Gastwirtschaft Quernheim die Versammlung zur Wiedergründung einer Freiwilligen Feuerwehr in Irmtraut. Vorauszuschicken sei noch, dass sich bereits vorher 17 Mann freiwillig auf der Bürgermeisterei gemeldet hatten.
Der Wehrleiter begrüßte die erschienenen Feuerwehrleute und dankte für die freiwillige Bereitschaft zur Hilfe des Nächsten. Im Anschluss brachte er den Leitspruch unserer Wehr, der an den Anfang des Protokollbuches gesetzt ist:
"Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr."
Dann wurde die Genehmigung der Besatzungsmacht und des Landrats in Westerburg vom 16. Oktober 1950 zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr verlesen.
Der Personalbestand ist wie folgt:
1. Franz Jung
2. Karl Hartmann
3. Willi Heun
4. Gregor Heun
5. Hubert Schuy
6. Robert Wollweber
7. Günther Schuy
8. Engelbert Quernheim
9. Hubert Seufert
10. Albert Mack
11. Erwin Heun
12. Hermann Fröhlich
13. Hermann Groß
14. Oskar Quernheim
15. Ernst Schneider
16. Georg Dom
17. Franz-Josef Hans
Punkt 2
Wahl des Vorstandes:
Wehrleiter: Franz Jung
Löschmeister: Gregor Heun
Stellvertreter: Robert Wollweber
Kassierer: Karl Hartmann
Schriftführer: Willi Heun
Punkt 3
Bekanntmachung der Brandschutzordnung der Gemeinde
Punkt 4
Besprechung und Festsetzung einer Tanzveranstaltung in Form eines Maskenballes am 4. 2. 1951.
Gegen 22.00 Uhr schloss der Wehrführer die Versammlung.
Franz Jung
Wehrleiter
Willi Heun
Schriftführer
Erst vom Jahre 1951 an finden wir wieder Aufzeichnungen im Protokollbuch. Der bei der Neugründung im Januar 1951 gewählte Schriftführer Willi Heun schreibt als Rückblick für die vergangenen Jahre:
Durch den zunehmenden Kriegszustand und den Feldzug gegen Russland kam die Freiwillige Feuerwehr zum Erliegen. Die meisten Mitglieder waren zum Wehrdienst einberufen worden. Laut Feuerwehrgesetz 1938 wurde aus der Feuerwehr eine Hilfspolizeitruppe und somit aus der freiwilligen Gemeinschaft eine Pflichtgemeinschaft Von 1945, nach dem Zusammenbruch und der bedingungslosen Kapitulation, wurde Deutschland von den Besatzungsmächten gelenkt und geleitet. Jede militärische oder ähnliche Organisation oder Formation war somit verboten.